Servus,
nachdem mich aufgrund eines Postings in einem anderen Thread viele angeschrieben haben, habe ich mich entschlossen zum Thema Flight School einen gesonderten Thread zu eröffnen und hoffe, dass vllt. auch der ein oder andere "Flightschüler" hier zum Austausch beiträgt. Wer generell daran kein Interesse hat oder wem das alles zu verkopft ist, braucht hier eigentl. nicht mehr weiter zu lesen und v.a. im Anschluss bitte keinen OT-Kram zu generieren.
Die Flight School wure vom US-Amerikaner Geroge Silberzahn vor etwa 40 Jahren entwickelt. George ist eine E-Dartlegende in den USA. Er hat sich augrund fehlender sinnvoller Trainingspläne und der Unwissenheit vieler Spieler, wie ein strukturiertes Training aussehen könnte, in den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts dazu entschlossen, seine eigenen Erfahrungen und Tipps zu veröffentlichen. Er hat u.a. Sachbücher zum Thema verfasst ("Darts: Beginning to End", "How to Master the Sport of Darts"), über die der interessierte Dartspieler früher oder später zwangsläufig stolpert.
Wer mehr zu den Hintergründen von George bzw. der Flight School wissen möchte, wird hier https://www.darts1.de/flightschool/fsgeschichte.php oder auf seiner englischsprachigen Hompepage HowToDarts.com fündig.
Im, ebenfalls englischen, Dartnutz-Forum wird dem Training ein umfassendes Unterforum eingeräumt. George ist dort übrigens trotz seines recht hohen Alters (um die 75 Jahre) und einer leider progressiven Erkrankung immernoch aktiv unterwegs und beantwortet auch Fragen der User.
Er selbst bietet die Flight School auf seiner Homepage übrigens völlig kostenlos an, allerdings eben in Englisch. Auf Deutsch gibt es zwei Angebote, die echte reale € kosten. Zum Einen, die hier noch aktive (?) Userin Charis, für 37 € bzw. auf Dart1.de für 69 €, inklusive sind dabei auch Einschätzungen von Videomaterial zum Stand, Wurf, etc., so man das will und für nötig hält.
Ich habe mich nun dazu durchgerungen, die ersten beiden Übungen zum Thema Wurfentwicklung zu beschreiben. Die Flight School umfasst noch 7 Weitere, die alle aufeinander aufbauen, sowie Trainingsblöcke für andere Bereiche. Ich bin mir in der Tat nicht sicher, dabei gegen etwaige Urheberrechte zu verstossen. Aber da George selbst alles kostenlos anbietet und die beiden Übungen nur einen Bruchteil des Trainings ausmachen, hoffe ich von Anwaltschreiben verschont zu bleiben.
Zur Grundidee der Flight School:
"Das grundlegende Prinzip der Flight School ist, dass man so gut werden kannst wie nur irgend möglich, indem man soviel wie möglich so macht, wie es sich „natürlich“ für einen anfühlt. Ziel ist es, dass sich der Wurf spontan von selbst entwickelt/verbessert, ohne dass man sich die ganze Zeit darüber Gedanken macht.
Zu Beginn geht es also darum, den Wurf erst einmal zu entwickeln. Das Konzept, das dahinter steht, ist, dass man lernt, wie man den Dart in sein Ziel bringt, während man lernt, welches das Ziel sein soll. Das sind zwei von einander getrennte Dinge,vermischt machen sie sich gegenseitig komplizierter. Wenn man nicht versucht sie auseinander zu halten, sind sie schwieriger zu erlernen.
Flight School Training ist für manchen etwas wie ein Kulturschock und sie tun sich schwer, alles wirklich zu verstehen. Der Flight School Ansatz ist es, das natürliche, angeborene Spiel so unangetastet wie möglich zu lassen und lediglich mögliche Ablenkungen auszuschalten und gravierende Fehler etwas auszugleichen."
Wenn man diese Grundphilosophie einmal verstanden hat, ist es einfacher sich auf die Übungen einzulassen, denn sie wirken auf den ersten Blick recht simpel:
Übung A0 "Gruppierungen":
Prima kleine Aufwärmübung. Ziel: Drei möglichst identische Würfe zu produzieren.
Mit dem ersten Dart ein x-beliebiges Ziel auf dem Board anvisieren (bspw. ein Triple-Feld). Und egal, wo der erste Dart nun schlussendlich gelandet ist, sollen die beiden anderen möglichst nah um ihn gruppiert werden.
Beispiel:
Der Dart ging anstatt in T20, sauber mitten in das große Singlefeld der 5...die beiden verbliebenen Darts folgen ihm nun möglichst mit Berührung ebenfalls in die 5.
Klingt erstmal etwas stupide, schärft aber den Blick für den Bewegungsablauf des Wurfs. Ich denke allerdings, für jeden Dartspieler, der durch sein Hobby bereits in diesem Forum gelandet ist, dürfte die Übung keine Schwierigkeit darstellen.
Anders hier:
Übung A1 "Genauigkeit1":
Deine Übung besteht darin, ein vorher festgelegtes Feld mit zwei von drei Darts jeweils fünf Mal zu treffen. Um das gesamte Board in seiner vollen Größe zu trainieren, sind die Felder idealerweise über die gesamte Fläche verteilt. Bspw. die Cricketzahlen 20-15 + 9/4 oder 13/14 oder 11/6.
Definition:
Die Zielfelder sind bei dieser Übung erstmal die großen Singlefelder und nur die Darts, die in diesem Feld stecken, zählen.
Ein Beispiel:
Die von mir präferierten Zielfelder sind
20, 19, 18, 17, 16, 15, 14, 13
Vorgehensweise:
Man wirft auf jedes Singlefeld drei Darts. Ziel ist es, dass mindestens zwei der drei Darts im Singlefeld landen. Dann gibts einen Punkt.
Wenn man nicht mit mindestens zwei Darts trifft, gibt es keinen Punkt, es ist aber trotzdem das nächste Zielfeld an der Reihe. Auch wenn alle drei Darts treffen, gibt es nur einen Punkt.
Wenn man auf jedes Singlefeld einmal alle drei Darts geworfen hat, fängt man vorne wieder an. Wenn man bei einem Feld 5 Punkte hat, es also fünf Mal mit mindestens zwei von drei Darts getroffen hat, ist dieses Feld geschlossen.
Die Übung ist vorbei, wenn alle Zielfelder geschlossen sind.
WEnn man dies in etwa 7 Runden (perfekt wären 5) schafft, kann man das Niveau steigern...bspw. die kleinen Singlefelder anvisieren.
Diese Übung klingt auch simpel, kann aber recht frustrierend sein und bringt m.E. jeden weiter, der nicht schon Bundesliga-Niveau hat. Wenn man sich wirklich darauf einlässt, vergisst man mit der Zeit sich Gedanken über Griff, Stand, etc. zu machen und die einzelnen Aspektet des Bewegungsablauf rücken ganz von selbst in den Fokus. Man spürt die Haltung der Schulter, den Los-Lass-Punkt des Darts, das (hoffentlich nicht vorhandene) Wegklappen des Handgelenks und und und....
Sie ist seit nunmehr fast 2 Jahren (leicht abgewandelt) fester Bestandteil meiner Trainingsroutine und hat mir enorm geholfen, "meinen" Wurf zu finden.
So. Das war jetzt mal zum Anfixen gedacht. Vorausgesesetzt man hat einen Dart gefunden, mit dem man sich wohlfühlt und eine Schaft/Flight-Kombination die in ihn ruhig fliegen lässt, macht man mit A1riesige Fortschritte im Vergleich zum sinnbefreiten 501-Trainings-Gedaddel.
Wie bereits erwähnt, Goerge ist ernsthaft krank und wollte durch seine Flight School nie reich werden, deshalb macht er sie immernoch völlig kostenlos. Wer dies honorieren möchte, kann ihm auf seiner Hompegage übrigens auch eine Spende zukommen lassen. Oder eben die deutschen Angebote nutzen (allerdings weiß ich nicht, ob er daran überhaupt beteiligt ist).
Ich habe jetzt mit Sicherheit ein Haufen Zeugs vergessen zu erwähnen, bspw. das Training Spaß machen sollte oder dass man möglichst nicht gegen sich oder die Uhr trainieren sollte, aber vllt. kann ja der ein oder andere User hier trotzdem was damit anfangen und unterstützt die Flight School oder gibt seine eigenen Erfahrungen hier preis.
MfG
Pew
P.S.: eins noch nachgeschoben zum grundlegenden Thema Follow Through:
Zitat aus der Flightschool: "Warum ein langer Wurf ein guter Wurf ist:
Ein langer Wurf – das bedeutet, dass Dein Arm, nachdem Du den Dart abgeworfen hast, vollkommen ausgestreckt ist. Der Vorteil des langen Wurfes ist, dass er sehr viel einfacher zu wiederholen ist und es dadurch sehr viel einfacher wird, den Dart mit der Hand zu Deinem Ziel zu steuern.
Jeder hat seine ganz eigene Art es zu tun und kann auch mit dieser eigenen Art ein sehr hohes Niveau erreichen, aber wenn sie so eine Art Krokodil Arm haben, der nur eine Schnapp-Bewegung durchführt, werden sie ihr Leistungspotential nie ganz ausschöpfen und das gar nicht wissen. Wenn jemand alle Dartspieler beobachten könnte, würde ihm sehr schnell klar werden, was ein kurzer Wurf ist, für mich ist das ein Hauptgrund dafür, dass sich keine Verbesserung einstellt. Ein Spieler kann damit nur einen bestimmten Level erreichen, der schon sehr hoch sein kann, aber er wird nie ganz nach oben kommen, in diese „Stratosphäre“, in der die besten Spieler leben."
Diesem Thema widmet sich übrigens Übung A8 vertieft.