Passend zum Start der 42. Lakeside World Championship am Samstag, geht es heute um eine lebende Legende der BDO. Er zählte lange Zeit zu den besten Spielern des Verbandes, ohne sich vor der Konkurrenz der PDC verstecken zu müssen. Zweimal wurde er in einem denkwürdigen Finale Weltmeister und steht wie kaum ein anderer Darter für das Showgeschäft des Bühnensportes Darts. Man liebt ihn, man hasst, so recht gibt es nichts dazwischen. Die Rede ist von Ted "The Count" Hankey.
Im Alter von neun Jahren begann Edward Hankey, geboren in der Wiege zahlreicher Dartstalente Stoke-on-Trent mit dem Pfeile Werfen. Sein Durchbruch bei den Profis gelang ihm schließlich bei der BDO Weltmeisterschaft 2000. Nachdem er große Namen dieser Zeit wie Chris Mason und Kevin Painter schlug, stand der damals 32 Jährige im großen Finale gegen einen nicht minder gestandenen Ronny Baxter. In beeindruckender Manier krönte sich Ted am Ende zum Weltmeister. Das höchst möglichen finish, eine 170 sicherte the Count den Titel und bescherter Baxter einen white wash. Die gesamte Partie dauerte gerade einmal 46 Minuten. Wer also vom WM Finale der Michaels entäuscht war, kann sich vorstellen wie sich die Fans von Ronnie damals fühlten. Doch letztlich war der Run des Grafen, dessen Nickname aus seiner Liebe zum berühmtesten transsilvanischen Vampir entstanden ist, schlicht weg beeindruckend. Im gesamten Turnier warf Hankey 48 180er, alleine im match gegen Chris Mason waren es 22. Zu der damaligen Zeit ein Novum. Im anschließenden Interview resümierte Ted lediglich mit einem "Wow.". Und im Grunde fasst es das auch am besten zusammen.
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Ein Jahr später stand Hankey dann wieder im Finale, verlor dort aber gegen John Walton. Diese Niederlage läutete eine lange zähe Durststrecke ein, in der er kein Major Finale mehr erreichen konnte. Im Laufe der Zeit nahm die Dartsfigur "The Count" Formen an. Ted beschuldigte immer häufiger Teile des Publikums für seine Niederlagen. Und tatsächlich entstand mehr und mehr ein "Badboy" Image. er wurde mit Buhrufen am Oche empfangen und sah sich immer wieder mit Pfiffen in seine Checkouts konfrontiert. Wie bei vielen anderen "Villains" im Darts ließ sich auch hier nie wirklich sagen, ob Hankey die neue Rolle genoss oder ob er darunter eher litt. Es kam auch zu anderen Zwischenfällen. So schlug er während einer schwachen WM Viertelfinal Partie gegen Whitlock auf das dartboard. In einem anderen Fall sah er die Klimaanlage als einen Grund für sein schwaches Spiel. Seine sehr leichten darts würden durch den Luftzug abgelenkt. Einer der häufigsten Aussagen seiner Kritiker war folgender: wenn sich Hankey aufs dartspielen konzentriert ist er nur ganz ganz schwer zu schlagen. Und trotzdem gibt es wohl nichts genialeres als ihn fluchend checkouts und highscores werfen zu sehen. Das Publikum und Ted Hankey...Liebe und Abneigung herrschen hier wohl gleichermaßen.
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Vor der Weltmeisterschaft 2009 rieten ihm viele seiner engsten Freunde wie etwa Tony O´Shea und Gary Anderson, er müsse seine Emotionen endlich in den Griff bekommen und sich zusammen reißen wenn er wieder in die Weltspitze des Darts zurückkehren wolle. Hankey schien sich diese Ratschläge zu Herzen zu nehmen und stürmte bis ins Finale. In einer bis heute zu den besten WM matches zählenden Partie konnte er the Silverback knapp mit 7 zu 6 schlagen und fuhr damit seinen zweiten Weltmeisterschaftstitel ein.
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Anschließend wurde Hankey zum Grand Slam of Darts eingeladen. Das PDC Publikum, welches schon damals größer und vor allem lauter war als das bei der BDO bereitete den Grafen keinen besonders freundlichen Empfang. Ted legte sich immer wieder mit der Menge an und sparte nach seinem Ausscheiden nicht mit Kritik. Die Zuschauer müssten in seinen Augen viel mehr unter Kontrolle gehalten werden. Ob Berry Hern und Co. dieser Forderung nach kamen kann man sich ja mit Blick auf die heutigen Turniere und Zwischenfälle denken.
2010 flog Hankey im Viertelfinale der WM gegen einen gewissen Dave Chisnall raus und wurde danach wieder zum Grand Slam eingeladen. In der Gruppenphase gelang ihm ein nicht zu unterschätzendes Kunststück: er schlug Phil the Power Taylor und spielte sich an die Gruppenspitze. In der K.O. Runde war dann aber schnell gegen the Bronzed Adonis Schluss. Erneut kritisierte Ted die PDC und ihr Publikum scharf. Er kündigte sogar an nicht in der Turnierauflage des nächsten Jahres mit spielen zu wollen. Es kam natürlich anders und the Count spielte auch 2011 den Grand Slam. Er qualifizierte sich für die K.O. Phase, wo das Publikum dann gegen einen jungen Mann names van Gerwen zur Abwechslung mal auf seiner Seite war. Er gewann das enge match mit 10 zu 9, nahm dann aber eine Runde später gegen Mark Walsh seinen Hut.
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Nach der Habfinalniederlage gegen den späteren Weltmeister Kist bei der 2012er BDO WM kündigte Ted Hankey seinen Wechsel zur PDC an. Einen Tag danach, ließ die PDC auf ihrer Website verkünden, dass sie den BDO WM Halbfinalisten eine 2-Jahres-Tour Card spendiere. Somit konnte sich Hankey die Q School sparen. Sein erstes match auf der Tour verlor er übrigens gegen den symapthischen Matthew Edgar bei der Spanish Darts Trophy. Insgesamt lief der Start beim neuen Verband mehr als holprig. Mehr als die zweite Runde bei den UK Open war für den Grafen nicht drin. Nachdem er dann solide in den 2012er Grand Slam gestartet war, stand erneut ein match gegen van Gerwen an. Ted Hankey hatte große Schwierigkeiten seine Ziele zu treffen (zwei darts verfehlten gar das board), rieb sich immer wieder die Augen und spielte letzlich einen 59er Average. Nach der 5 zu 0 Niederlage wurde er unter anderem mit einem leichten Schlaganfall diagnostiziert.
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Es folgte eine zweimonatige Zwangspause, inklusive der Abwesenheit bei der WM 2013. Im Februar 2013 kehrte er dann ans Oche zurück und schlug bei seinem zweiten Players Championship Turnier große Namen wie Henderson, Nicholson und Wade. Bei den UK Open flog er erst in der dritten Runde gegen John Part aus dem Turnier. Es folgte ein weiterer Rückschlag: nach einem kleineren Auto Unfall hatte Hankey mit Verletzungen zu kämpfen, die ihn erneut zu einer Pause zwangen. Zum Grand Slam kehrte er dann zurück und spielte sich zum zweiten mal bei diesem Turnier bis ins Viertelfinale. Auf dem Weg dorthin hatte er Chisnall u.a. mit einem 170er finish geschlagen, dann Youth World Champion Michael Smith besiegt und Simon Whitlock nach einem 1 zu 6 noch 10 zu 9 geschlagen.
Nach der 2014er WM verlor Hankey seine Tourcard. Er spielte nicht die Q School sondern schlug den Rückweg zur BDO ein. Dort konnte er jedoch nicht mehr an seine früheren Erfolge anschließen und scheiterte daran sich für die großen Turniere zu qualifizieren. Im letzten Sommer musste er sich schließlich für insolvent erklären.
Es bleibt zu hoffen, dass sich Ted wieder aus seiner misslichen Lage ziehen kann. Er gehört zu den Legenden der BDO und ganz allgemein des Dartsports. Sein unverwechselbarer schnörkelloser Wurfstil zählt noch immer zu den ansehnlichsten und gefährlichsten auf dem Circuit beider Verbände. Man muss sich immer bewusst machen: der Mann wirft mit 14 (heute 16)gramm leichten darts!
Hankey hatte noch lange einiges im Köcher. Wer sich davon überzeugen will, schaut sich mal dieses match gegen eine andere Legende an:
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