Hallo Forumsgemeinde,
seit ich (wieder) 2014 mit dem Dartspielen angefangen habe, hat mich die Frage beschäftigt, welche Faktoren beim Dartwurf leistungsbestimmend sind. Literatur dazu gibt ja ein wenig, allerdings vieles
nur auf Erfahrungswissen aufbauend. Da ich Sport- und Bewegungswissenschaften studiert habe, war mir reines Erfahrungs- und Praxiswissen von erfahrenen Spielern zwar äußerst hilfreich, aber nicht genau genug. Nachdem ich anfänglich mit Kraftmessplatten experimentiert habe, bin ich rasch auf die Messung mit Beschleunigungssensoren gewechselt. Heuer im Frühling hatte ich mein Konzept, dass ich aufgrund von Studienergebnissen und auch von Meinungen von erfahrenen Spielern zusammengestellt habe, soweit fertig, dass ich eine Studie machen konnte. Ich habe bei 31 Dartspielen alle Variablen und bei weiteren 19 Spielern einige Variablen gemessen (letztere sind nicht in der Studie erwähnt.) Es ist jedenfalls ein sehr spannendes Ergebnis dabei herausgekommen.
Das Modell (ich habe es einmal ganz "wichtig" 5D Dartsscreen genannt) besteht aus fünf Variablen (5 Dimensionen). Treffen drei oder mehr von fünf Normwerten zu, ist ein präzises Dartspiel zu erwarten. Bei zwei oder weniger Normwerten steigt die Fehlwurfrate drastisch an.
Was für mich (auch aus eigenem dartsportlichen Interesse) natürlich dann besonders interessant ist, wie man nun die erhobenen Schwächen ausmerzen kann. Da ist Darts auch aus Sicht des Bewegungslernens sehr interessant. (ein paar Inputs dazu im Nachfolgeteil zur Studie "Konsequenz für die Praxis")
Jedenfalls hier die Ergebnisse der Studie, die besonders hervorstechen:
- - Die horizontale Bewegung des Körperschwerpunkts ist nicht leistungshemmend. (John Henderson hat also recht! ) Das Pendeln ist zwar nicht anzustreben, sofern aber die vertikale Beschleunigung nicht zu
hoch ist, stellt das kein Problem dar.
- - Das Bewegungsausmaß der Wurfbewegung scheint wichtiger zu sein als das komplette Strecken. Der „Follow through“ darf also durchaus kritisch hinterfragt werden, und ist scheinbar mit einem kleineren
Ellbogenwinkel beim Ausholen zu kompensieren. Und wenn man einige Profis genau beobachtet, ist der komplette „Follow through“ weit weg von flächendeckend verbreitet.
- - Ganz entscheidend ist die Oberarmstabilität während des Wurfes. Das bestätigt auch eine andere Studie. Allein diese Variable ist schon zur Qualitätsbestimmung des Wurfes zulässig.
- - Ebenso von großer Bedeutung ist die Konstanz der Wurfstärke. Diese sollte möglichst gleichmäßig sein. Auch der Parameter wird in einer anderen Studie erwähnt.
- - Die seitliche Abweichung des Wurfarmes während der Wurfbewegung ist ebenfalls ein wichtiger Parameter, weist aber individuelle hohe Abweichungen auf.
Auffallend ist auch die Zunahme der Rhythmizität der Würfe mit zunehmendem Leistungsniveau. Was mir besonders gut gefällt, was aber keine Aussagekraft für das Modell hat: Jeder Dartwurf (Beschleunigung in Wurfrichtung
und seitliche Abweichung) ist wie ein Fingerabdruck des Spielers.
Zusammenfassend kann gesagt werden: Das Modell berücksichtigt die individuellen Ausprägungen des Dartwurfs und kann Auffälligkeiten quantifizieren.
Ihr findet den kompletten Artikel (Studie und Praxisteil) auf meiner Website (http://www.jansenberger.at/fil…ndekreisel_Ausgabe_02.pdf Zeitschrift
Wendekreisel) S.22ff und die Zusammenfassung hier:
Zusammenfassung:
Hintergrund
Darts ist eine Sportart, die bislang kaum oder nur mit sehr geringen Stichprobengrößen hinsichtlich leistungsbestimmender Parameter untersucht wurde. Damit sich Sportler leistungsmäßig optimal entwickeln können,
ist es wichtig Rahmenbedingungen für das Training abzustecken.
Ziel
Die Studie zielt darauf ab leistungsbestimmende Parameter für den Dartwurf zu erheben und mittels eines fünf Variablen umfassenden Modells eine Beurteilung des Dartwurfs nach quantifizierbaren Parametern
möglich zu machen.
Methodik
Bei dieser Studie wurden 31 Personen gemessen (30 Männer und 1 Frau). Es handelte sich um Hobbyspieler, Ligaspieler und leistungssportlich aktive Spieler. Die Messungen wurden mit zwei Beschleunigungssensoren (Einer
befestigt am Wurfarm unter den Handwurzelknochen an der Elle und einer befestigt am unteren Rücken (L5)) der Firma GCD Concepts mit einer Abtastrate von 100 Hz und 200 Hz durchgeführt. Parallel wurden drei Würfe mit einer Kamera (120 fps) aufgezeichnet. Es wurden folgende Variablen untersucht: Vertikale Beschleunigung des Rumpfes, horizontale Beschleunigung des Rumpfes, Beschleunigung des Wurfarmes medio-lateral, Beschleunigung des Wurfarmes in Wurfrichtung, Konstanz der Beschleunigung der Wurfrichtung, Konstanz der medio-lateralen Abweichung, Bewegungsausmaß des Armes, Grad der Armstreckung, Oberarmstabilität. Anschließend an die Messungen sollten die Probanden 99 Würfe auf das bevorzugte Feld (20 oder 19) werfen, über die Zahl der Treffer wurden die Probanden gereiht.
Ergebnisse
Die einzelnen Variablen wurden mittels t-Test hinsichtlich ihrer Mittelwerte analysiert. Aus den fünf aussagekräftigsten Parametern wurde der 5D Dartsscreen gebildet, Anhand der Variablen: Vertikale Beschleunigung des
Rumpfes, Konstanz der Beschleunigung in Wurfrichtung, medio-laterale Abweichung des Wurfarmes, Bewegungsausmaß und Oberarmstabilität konnte bei einem Cut-Off von 2,5/5 erreichten Trennwerten der Variable eine Trennschärfe von 89,5% Sensitivität und 83,3% Spezifität zur Unterscheidung zwischen Spielern die mehr oder weniger als 67 Treffern von 99 Würfen erzielten.
Schlussfolgerung
Die Untersuchung beschreibt leistungsbestimmende und nicht leistungsbestimmende individuelle Variablen, die helfen können das Training im Dartsport zu verbessern. Der 5D Dartsscreen ist eine schnelle Möglichkeit
Stärken und Schwächen von Spielern anhand der fünf Variablen zu bestimmen.
Ich freue mich auf den Austausch zum Thema!
LG Harald
P.s.: Beim Dreikönigsturnier des 1.LDC (1. Linzer Dart Club) gibt es am Turniertag des Doppelturniers (6.1.2018) die Möglichkeit eine solche Dartwurfanalyse zu machen.
Infos zum Turnier: https://www.facebook.com/15012…927501796/?type=3&theater