Studie Dartwurfanalyse - Messung mittels Beschleunigungssensoren und Videoanalyse

  • Hallo Forumsgemeinde,


    seit ich (wieder) 2014 mit dem Dartspielen angefangen habe, hat mich die Frage beschäftigt, welche Faktoren beim Dartwurf leistungsbestimmend sind. Literatur dazu gibt ja ein wenig, allerdings vieles
    nur auf Erfahrungswissen aufbauend. Da ich Sport- und Bewegungswissenschaften studiert habe, war mir reines Erfahrungs- und Praxiswissen von erfahrenen Spielern zwar äußerst hilfreich, aber nicht genau genug. Nachdem ich anfänglich mit Kraftmessplatten experimentiert habe, bin ich rasch auf die Messung mit Beschleunigungssensoren gewechselt. Heuer im Frühling hatte ich mein Konzept, dass ich aufgrund von Studienergebnissen und auch von Meinungen von erfahrenen Spielern zusammengestellt habe, soweit fertig, dass ich eine Studie machen konnte. Ich habe bei 31 Dartspielen alle Variablen und bei weiteren 19 Spielern einige Variablen gemessen (letztere sind nicht in der Studie erwähnt.) Es ist jedenfalls ein sehr spannendes Ergebnis dabei herausgekommen.


    Das Modell (ich habe es einmal ganz "wichtig" 5D Dartsscreen genannt) besteht aus fünf Variablen (5 Dimensionen). Treffen drei oder mehr von fünf Normwerten zu, ist ein präzises Dartspiel zu erwarten. Bei zwei oder weniger Normwerten steigt die Fehlwurfrate drastisch an.


    Was für mich (auch aus eigenem dartsportlichen Interesse) natürlich dann besonders interessant ist, wie man nun die erhobenen Schwächen ausmerzen kann. Da ist Darts auch aus Sicht des Bewegungslernens sehr interessant. (ein paar Inputs dazu im Nachfolgeteil zur Studie "Konsequenz für die Praxis")



    Jedenfalls hier die Ergebnisse der Studie, die besonders hervorstechen:



    - - Die horizontale Bewegung des Körperschwerpunkts ist nicht leistungshemmend. (John Henderson hat also recht! ;) ) Das Pendeln ist zwar nicht anzustreben, sofern aber die vertikale Beschleunigung nicht zu
    hoch ist, stellt das kein Problem dar.


    - - Das Bewegungsausmaß der Wurfbewegung scheint wichtiger zu sein als das komplette Strecken. Der „Follow through“ darf also durchaus kritisch hinterfragt werden, und ist scheinbar mit einem kleineren
    Ellbogenwinkel beim Ausholen zu kompensieren. Und wenn man einige Profis genau beobachtet, ist der komplette „Follow through“ weit weg von flächendeckend verbreitet.


    - - Ganz entscheidend ist die Oberarmstabilität während des Wurfes. Das bestätigt auch eine andere Studie. Allein diese Variable ist schon zur Qualitätsbestimmung des Wurfes zulässig.


    - - Ebenso von großer Bedeutung ist die Konstanz der Wurfstärke. Diese sollte möglichst gleichmäßig sein. Auch der Parameter wird in einer anderen Studie erwähnt.


    - - Die seitliche Abweichung des Wurfarmes während der Wurfbewegung ist ebenfalls ein wichtiger Parameter, weist aber individuelle hohe Abweichungen auf.



    Auffallend ist auch die Zunahme der Rhythmizität der Würfe mit zunehmendem Leistungsniveau. Was mir besonders gut gefällt, was aber keine Aussagekraft für das Modell hat: Jeder Dartwurf (Beschleunigung in Wurfrichtung
    und seitliche Abweichung) ist wie ein Fingerabdruck des Spielers.


    Zusammenfassend kann gesagt werden: Das Modell berücksichtigt die individuellen Ausprägungen des Dartwurfs und kann Auffälligkeiten quantifizieren.



    Ihr findet den kompletten Artikel (Studie und Praxisteil) auf meiner Website (http://www.jansenberger.at/fil…ndekreisel_Ausgabe_02.pdf Zeitschrift
    Wendekreisel) S.22ff und die Zusammenfassung hier:


    Zusammenfassung:


    Hintergrund
    Darts ist eine Sportart, die bislang kaum oder nur mit sehr geringen Stichprobengrößen hinsichtlich leistungsbestimmender Parameter untersucht wurde. Damit sich Sportler leistungsmäßig optimal entwickeln können,
    ist es wichtig Rahmenbedingungen für das Training abzustecken.


    Ziel
    Die Studie zielt darauf ab leistungsbestimmende Parameter für den Dartwurf zu erheben und mittels eines fünf Variablen umfassenden Modells eine Beurteilung des Dartwurfs nach quantifizierbaren Parametern
    möglich zu machen.


    Methodik
    Bei dieser Studie wurden 31 Personen gemessen (30 Männer und 1 Frau). Es handelte sich um Hobbyspieler, Ligaspieler und leistungssportlich aktive Spieler. Die Messungen wurden mit zwei Beschleunigungssensoren (Einer
    befestigt am Wurfarm unter den Handwurzelknochen an der Elle und einer befestigt am unteren Rücken (L5)) der Firma GCD Concepts mit einer Abtastrate von 100 Hz und 200 Hz durchgeführt. Parallel wurden drei Würfe mit einer Kamera (120 fps) aufgezeichnet. Es wurden folgende Variablen untersucht: Vertikale Beschleunigung des Rumpfes, horizontale Beschleunigung des Rumpfes, Beschleunigung des Wurfarmes medio-lateral, Beschleunigung des Wurfarmes in Wurfrichtung, Konstanz der Beschleunigung der Wurfrichtung, Konstanz der medio-lateralen Abweichung, Bewegungsausmaß des Armes, Grad der Armstreckung, Oberarmstabilität. Anschließend an die Messungen sollten die Probanden 99 Würfe auf das bevorzugte Feld (20 oder 19) werfen, über die Zahl der Treffer wurden die Probanden gereiht.


    Ergebnisse
    Die einzelnen Variablen wurden mittels t-Test hinsichtlich ihrer Mittelwerte analysiert. Aus den fünf aussagekräftigsten Parametern wurde der 5D Dartsscreen gebildet, Anhand der Variablen: Vertikale Beschleunigung des
    Rumpfes, Konstanz der Beschleunigung in Wurfrichtung, medio-laterale Abweichung des Wurfarmes, Bewegungsausmaß und Oberarmstabilität konnte bei einem Cut-Off von 2,5/5 erreichten Trennwerten der Variable eine Trennschärfe von 89,5% Sensitivität und 83,3% Spezifität zur Unterscheidung zwischen Spielern die mehr oder weniger als 67 Treffern von 99 Würfen erzielten.


    Schlussfolgerung
    Die Untersuchung beschreibt leistungsbestimmende und nicht leistungsbestimmende individuelle Variablen, die helfen können das Training im Dartsport zu verbessern. Der 5D Dartsscreen ist eine schnelle Möglichkeit
    Stärken und Schwächen von Spielern anhand der fünf Variablen zu bestimmen.


    Ich freue mich auf den Austausch zum Thema!


    LG Harald



    P.s.: Beim Dreikönigsturnier des 1.LDC (1. Linzer Dart Club) gibt es am Turniertag des Doppelturniers (6.1.2018) die Möglichkeit eine solche Dartwurfanalyse zu machen. :thumbup:
    Infos zum Turnier: https://www.facebook.com/15012…927501796/?type=3&theater

  • Umfrage quer nutzen!

  • Das Bewegungsausmaß der Wurfbewegung ist der Winkel zwischen kleinstem Ellbogenwinkel und dem größten Ellbogenwinkel in der Wurfbewegung. Bei den gemessenen Personen war das Bewegungsausmaß (Trennwert bei 105° - mehr ist besser) ein besseres Unterscheidungsmerkmal zwischen "präzisen" und "weniger präzisen" Spielern. Präzise waren mehr als 67 Treffer von 99 Würfen auf das bevorzugte Feld (20 oder 19). Das heißt, jemand der den Arm nicht komplett streckt, kann das mit einem spitzen Ausholwinkel kompensieren. Zumindest in dieser Stichprobe.


    Bin gespannt auf Deine Rückmeldung, wenn Du alles gelesen hast! :)

  • Hallo,


    da in unterschiedlichen Forumsbeiträgen immer wieder Fragen zu einzelnen Paramtern des Wurfstils auftreten, kann ich eventuell zu einigen Punkten mit gemessenen Ergebnissen dienen:


    Punkt 1: Die Oberarmstabilität ist (Siehe Studie im Link des ersten Beitrags) ein wichtiger Faktor für einen erfolgreichen Wurf. Bei inzwischen 70 gemessenen Dartspielern zeigt sich, dass die Bewegung des Oberarms in der Senkrechten 17° nicht überschreiten sollte. Bei abnehmenden Niveau steigt die Bewegung des Oberarms (siehe Graphik).


    Für alle, die eigene Videoanalysen machen, ist die Stabilität auch einfach zu erheben: Mit einer Videokamera wird der Wurf seitlich aufgezeichnet und der Winkel zwischen Oberarm beim Ausholen und der Position des Oberarms bei Bewegungsende (Stoppen des Armes) bestimmt.



    LG

  • Das ist wirklich sehr interessant und super, dass du das hier präsentierst - danke!


    Gibt es Untersuchungen zum Abwurfwinkel?
    Der ist ja relativ flach oder? Bei ca 18° oder 19° ist die Geschwindigkeit in X-Richtung 3 mal so groß wie die in Y-Richtung. Das könnte erklären warum ein horizonales Pendeln (Henderson) nicht so schlimm ist wie ein vertikales Wippen.


    Wäre nach deiner Vermutung mit dem Bewegungsausmaß nicht eine weite Ausholbewegung (also im Idealfall mit der Hand bis zur Schulter zurück) mit einem exzessiven follow through ideal?


    Spannende Techniken auch in deinem Video um am Wurf zu arbeiten.


    Kannst du vielleicht noch etwas auf die seitliche Abweichung eingehen?
    Denn damit haben denke ich die Meisten große Probleme.

    Das maximale Volumen subterraner Agrarprodukte steht in reziproker Relation zur intellektuellen Kapazität ihrer Produzenten.

  • Rock your Dart!
  • Hab das gerade mal getestet ;-)
    Stimmt mein Wurf kommt eigentlich aus dem Unterarm,
    der Oberarm pendelt nur um eine gerade Linie zwischen Schulter und Hand zu halten.

    Kannst du vielleicht noch etwas auf die seitliche Abweichung eingehen?
    Denn damit haben denke ich die Meisten große Probleme.

    Die seitliche Abweichung, kommt bei mir meistens durch falsche Handstellung,
    die Ursache ist aber das das Elebogengelenk nicht in einer senkrechten Linie Schulter-Hand ist,
    so geht mein Wurf meistens in T5 oder T1,
    ist das korrigiert kann ich wieder die T20 abrufen;
    OK, das Problem mit der Höhe ist ne andere Sache
    (wenn ich mal garnicht weis wohin ich werfe, schmeiß ich einfach 3mal auf Bull;
    mit ein bischen Glück wird das 18 20 25, aber ich weis schon mal wohin ich werfe,
    mit Pech 1 3 5 und ich weis heute muß ich anders ran, einfach mal 120 auf 16 werfen und sich D16 oder D8 stellen,
    (D18 kann ich, ohne Kraft gibts D4 und an D2 kann ich mich rantasten ;-) )
    Wichtig ist halt sich nicht aufzugeben,
    OK wenn ich das erste gewonnen habe, spiel ich das 2te auch schon mal im Trainingsmodus (ich sehe der Gegner ist gerade stärker, also versuche ich mich wieder einzustellen)
    es gibt ja noch ein 3tes Leg und da muß ich wieder auf Punkt sein.

  • Hallo handsomeone,


    die Sache mit dem Abwurfwinkel ist sicher stark abhängig von der Stärke des Wurfes. Das habe ich nicht analysiert. Ich werde das aber bei den Videos einmal nachmessen. Es ist sicher auch ein interessanter Faktor. Eine Studienarbeit zum Thema Wurf/Dartwurf- Abwurfwinkel ist hier zu finden: http://www.julian-langer.com/W…RFGESCHWINDIKEIT_BEIM.pdf


    Bzgl. Seitlicher Abweichung:
    In der Graphik sieht man die Beschleunigungsdaten der Wurfhand eines relativ erfahrenen Spielers rechts und eines wenige präzisen Spielers links. Die Beschleunigung in Wurfrichtung geht in Richtung abgebildetem Dartboard, die strichlierte rote Linie stellt den Korridor dar. Alle Daten oberhalb der Querachse sind für den Wurf relevant. Das sind die Beschleunigungen mit dem Dart in der Hand. Es gibt zwar auch sehr gute Spieler, die eine relativ hohe seitliche Abweichung haben, diese sind aber relativ selten. Da muss es dann eine Art Kompensation über das Handgelenk geben. Die Variable ist relativ schwer zu trainieren, ich habe über das Feedbacktraining mit der Software meine seitliche Abweichung deutlich reduziert, ansonsten hilft auch den Wurf möglichst nahe an der Wand durchzuführen, mit dem Fokus den Arm während des Wurfes in gleichem Abstand zur Wand zu halten.


    Bzgl. Bewegungsausmaß:
    Nach diesem Modell müsste tatsächlich ein extrem spitzer Winkel in der Ausholbewegung und eine möglichst komplette Streckung des Armes der Idealzustand sein. Ob aber der Follow through tatsächlich so anzustreben ist, denke ich muss kritisch hinterfragt werden.
    A: Einige Topspieler "schlagen" nicht in die Endstellung des Ellbogens und haben trotzdem ein sehr hohes Niveau
    B: Die gemessenen Personen haben zwar ein zunehmendes Ausmaß der Wurfbewegung, das sich auch statistisch von den weniger präzisen Spielern unterscheidet. Die Variable "komplettes Strecken" hat aber keine statistisch relevante Unterscheidungsfähigkeit.
    C: Ich habe bislang keine haltbare physiologische Erklärung oder Begründung gefunden, warum man für bessere Reproduzierbarket des Wurfes den Arm an den Gelenksanschlag bringen muss. Ich sehe es von funktioneller Seite eher als nicht notwendige Gelenksbelastung an...

  • Gefällt mir. Ich bin auch jemand der irgendwann gemerkt hat es geht nicht weiter und dann seinen Wurf genau analysiert und optimiert hat. Ich spiele schon etliche Jahre mit dem Gedanken mir zu Hause eine Vorrichtung zu bauen, die einen zwingt den perfekten Wurf auszuführen. Sowas ähnliches hast du ja getan. Ich weiß das es im Golfsport solche Vorrichtungen zu kaufen gibt. Du bist ja nun mit deinen Beschleunigungssensoren noch einen Schritt weiter gegangen... die Frage die ich mir seit Jahren stelle ist, bekommt man mit der richtigen mech.Einstellung wirklich einen genaueren Wurf hin ? Also ist das deutlich messbar am Average ?

  • Danke, aber die Arbeit zum Abwurfwinkel finde ich ist Mumpitz.
    Du hast in deiner Arbeit (die ich inzwischen gelesen habe) ja auch erwähnt, dass sich die Wurfstärke an sich nicht auswirkt, sondern nur die Konstanz wichtig ist.


    Ich finde was du da erforscht hast wirklich sehr gut. Und wenn ich das richtig verstehe, wirst du auch weiter Daten sammeln und diese auswerten oder?
    Denn 31 Testpersonen sind noch nicht so wirklich viel.


    Würde es vielleicht auch Sinn machen die einzelnen Würfe in Bezug auf den jeweiligen Erfolg zu untersuchen?


    So könntest du vielleicht für jeden Probanden noch individueller ausmachen welche Parameter sich negativ auswirken.

    Das maximale Volumen subterraner Agrarprodukte steht in reziproker Relation zur intellektuellen Kapazität ihrer Produzenten.

  • Disse: Ob sich das Training nach diesen Parametern auch positiv auf den Average auswirkt, ist für mich der nächste logische Schritt für eine Überprüfung. Dazu möchte ich heuer eine Trainingsstudie machen. Die Rückmeldungen zu den einzelnen erhobenen Parametern, und die Konsequenz für das Spiel waren aber sehr positiv.
    Meine eigenen Erfahrungen sind nach dem regelmäßigen Training mit PC Rückmeldung und Bewegungsführung:
    Ich sehe das Arbeiten am Wurf als Basis für das eigentliche Training. D.h. das müssen auch zwei unterschiedliche Trainingseinheiten sein, wobei das Arbeiten am Wurf (bzw. einem Parameter davon) im Idealfall ohne Score gemacht wird. Ich hatte meine größte Einschränkung im Bewegungsausmaß (zu geringes Bewegungsausmaß, wie auch noch im Youtube Video zu sehen) und in der Wurfkonstanz. Vor allem das Bewegungsausmaß war auch stark von der Spielsituation (Training zu hause oder Wettkampf) abhängig - Deutlich geringer unter Wettkampfbedingungen. Ich führe das Training am Wurf darauf zurück, dass mein Average (zu hause) in relativ kurzer Zeit (4 Wochen) von 60 auf knapp 70 hochgegangen ist (Gehalten über knapp zwei Monate). Den nächsten Abfall (aktuell wieder knapp unter 60) habe ich aber nicht abfedern können. Was mir aber definitiv für den Wettkampf Selbstvertrauen gegeben hat, und sich auch in den Vereinsergebnissen ausgewirkt hat, war, dass ich nicht mehr vermutet habe, wie sich der Wettkampfstress auf meinen Wurf auswirkt, sondern, dass ich es wusste. Und bei mir war es eben vor allem das Bewegungsausmaß.


    handsomeone: Ja Du hast recht, die Arbeit mit dem Abwurf, ist nicht recht aussagekräftig. Es gibt dazu noch ein paaar Studien, zum Thema Timing und eben Abwurfgeschindigkeit, die aber alle zu keinem schlüssigen Ergebnis kommen.
    Freut mich, wenn du meine Arbeit gelesen hast! Ja die Stichprobe ist nicht recht groß. ABER: Inzwischen habe ich 70 Personen gemessen, und die Werte haben sich bestätigt. Ich werde aber weitere Analysen durchführen, vor allem, da ich einige Daten (Winkelgeschwindigkeiten, etc.) noch nicht ausgewertet habe. Und ja, ein paar 180 Aufnahmen habe ich grob mit nicht erfolgreichen Aufnahmen verglichen. Man sieht schon deutlich einen Unterschied, wie zu erwarten, sind sehr präzise Aufnahmen auch deutlich gleichmäßiger als Aufnahmen, bei denen man "nachkorrigiert".

  • Frauen von Welt spielen Dart
  • So, ich habs endlich mal geschafft, den Artikel zu lesen.
    Klingt alles sehr interessant. Vor allem in Bezug auf Stand] und Follow Through...Du erwähnst irgendwo das ein spitzer Ellenbogenwinkel einen nicht völlig durchgestreckten Arm quasi korrigieren könnte. Kannst Du das erläutern?


    Wobei ich das Video fast noch spannender finde. Hast Du mit Deiner Vorrichtung zur Stabilisierung des Oberarms trainiert? Erfolgreich?

  • theblindPew: Freut mich, wenn der Artikel gefallen hat! Das mit dem Bewegungsausmaß (Siehe Grafik Post 7) meine ich folgendermaßen: Ein Spieler (Siehe Abbildung in diesem Post) hat bei der Ausholbewegung einen Ellbogenwinkel von 67° und am Bewegungsende einen Ellbogenwinkel von 166°, dann ergibt das ein Bewegungsausmaß von 99°, was nach dem Modell um 6° zu gering wäre. Der Spieler hätte nun die Möglichkeit sowohl an der Streckung als auch an der Ausholbewegung zu arbeiten. Falls nur an der Ausholbewegung gearbeitet wird, ist ein Ellbogenwinkel von 60° anzustreben. Das ist gemeint mit Kompensieren einer mangelhaften Streckung.


    Bzgl. Der Vorrichtung:
    Das Ziel ist nicht daran denken zu müssen, wie weit man ausholen muss, oder wie ich den Arm halten muss - Das wäre Konzentration auf interne Vorgänge (interner Fokus), was aus Sicht des Bewegungslernens negativ ist.
    Der Fokus der Aufmerksamkeit auf externe Faktoren (Effekt des Wurfs) reduziert fehlerhafte Abweichung und erhöht die Wurfgenauigkeit besser als die Konzentration auf die Bewegung. (vgl. Lohse et al., 2010) Feedback mit externem Fokus führt zu besseren Lernergebnissen als dasjenige mit internem Fokus. Daraus ist ableitbar, dass sich die Vorteile des externen Fokus in Anweisungen auch auf das unmittelbare Feedback umlegen lassen!




    Ich habe mein Bewegungsausmaß mit dem Anschlagpunkt beim Ausholen trainiert und bin von 91° (Sommer 2017) auf 121° (Spätherbst 2017) gekommen.


    Interessant zum motorischen Lernen ist auch das Buch von Wulf (Wulf
    G: Aufmerksamkeit und motorisches Lernen,
    Urban und Fischer, München, 2009) mit einem kleinen Teil zu Dartstudien.




  • Sehr, sehr interessant. Danke für die Erklärungen. Wie hast Du mit dem Anschlagpunkt trainiert?


    Damit bestätigst Du mit meine eigenen Beobachtungen und Gedankengänge dazu, die ich mir als Autodidakt so mache.


    Gestern habe ich mich gefragt, welche Rolle die Körpergröße spielt. Rein optisch finde ich, dass eher große Dartspieler (bin selbst 1,96m) anders werfen als eher kleinere Spieler. Sorry, wenn ich später mal keine Wortfindungsstörung habe, versuch ich das präziser zu formulierenn ;)

  • Danke Hummel, dass du noch einmal auf den internen und externen Fokus eingehst.


    Denn ich mache mir die letzten Tage schon wieder so viele Gedanken und zerstöre mein Gefühl, meinen Wurf und mein Selbstvertrauen durch einen viel zu starken internen Fokus.


    Es hört sich so einfach an mit dem externen Fokus, aber als logisch denkender Mensch verfällt man schnell auf den internen Fokus.


    Hast du da noch mehr Tipps zu?


    Ich kann mir zum Beispiel vorstellen, wie ein Baum dazustehen (Standstabilität). Ich kann mir vorstellen meinen Oberarm irgendwo abzustützen (Oberarmstabilität und geringerer Winkelunterschied des Oberarmes beim Wurf).
    Was ist mit "Effekt des Wurfes" genau gemeint?
    Könnte ich mir vorstellen wo der Pfeil einschlägt? Evtl. sogar mit Geräusch oder vorstellen, wie der Pfeil genau stecken soll? (Würden diese Gedanken die fehlerhafte Abweichung verringern und die Wurfgenauigkeit insgesamt verbessern?)


    Was könnten hilfreiche Gedanken sein um weiter auszuholen oder weiter durchzustrecken?
    Oder hilft da nur eine Apperatur wie du sie benutzt hast?


    Vielleicht ist Darren Webster ja ein Genie, dass er das mit dem "Flight auf die Nase tippen" sich angewöhnt hat um weiter auszuholen :cool:

    Das maximale Volumen subterraner Agrarprodukte steht in reziproker Relation zur intellektuellen Kapazität ihrer Produzenten.

    Einmal editiert, zuletzt von handsomeone ()

  • theblindPew: Ich habe so trainiert, dass ich mir (wie in Video ab 1:10 zu sehen) einen Anschlagpunkt definiert habe, der etwas außerhalb meines gewohnten Bewegungsumfangs lag. Bei jeder Ausholbewegung habe ich den Arm soweit zurück gezogen, bis ich den Anschlagpunkt gespürt habe. Sobald es sich komfortabel angefühlt hat, habe ich den Anschlagpunkt weiter zurück versetzt. Mir hat es geholfen, aber ich möchte dazu heuer def. eine Trainingsstudie machen.
    Zur Größe: Die spielt sicher eine Rolle. Ich denke dabei vor allem an kleinere Personen die den Wurf von unten (Bewegung im Körperschwerpunkt) aufbauen und während der Streckbewegung den Oberarm stark heben. Habe ich vor allem bei Nachwuchsspielern (Kindern/Jugendlichen) aber auch bei Frauen gesehen. Möchte dabei aber nicht von richtig/falsch reden.


    handsomeone: Als Dartspieler ist das definitiv schwierig, dass man die Konzentration auf das Ergebnis und nicht auf das "Wie" lenkt. Allerdings ist es notwendig auf die Wurfbewegung zu vertrauen. Am besten ist es, sich auf ein Detail zu konzentrieren, und das Arbeiten am Wurf und das Training für Scoring/Check/... zu trennen. Es kommt immer darauf an, an welchen Faktoren ich arbeite. Ich selbst habe bemerkt, dass ich, seit ich mich mit der Auswertung der Daten beschäftige, immer im eigenen Training in eine "innere Wahrnehmung" reinfalle, und schon ist das Gefühl für den Wurf weg. Aus anderen Sportarten hat man das auch deutlich belegt: Ein guter Sportler in einer guten Leistungsphase kann die Bewegung, was passiert, deutlich schlechter beschreiben, als ein guter Sportler in einer schlechten Phase. D.h.: Vertrauen in den eigenen Automatismus ("Selbstsicherheit"), im Spiel Fokus auf das Ziel (externer entfernter Fokus ist die Idealbedingung (vgl.
    McKay et al., 2012). Und beim "am Wurf arbeiten" eine Bedingung schaffen, bei der ich ohne zu denken merke, ob ich Erfolg habe oder nicht (Anschlagpunkt, Feedback über Optik am PC, ...)



    Mit Effekt des Wurfes meine ich: wo, wie trifft der Pfeil im Board - Rückmeldung direkt durch den Pfeil.

    Könnte ich mir vorstellen wo der Pfeil einschlägt? Evtl. sogar mit Geräusch oder vorstellen, wie der Pfeil genau stecken soll? (Würden diese Gedanken die fehlerhafte Abweichung verringern und die Wurfgenauigkeit insgesamt verbessern?)

    Ja Genau: Fokussieren auf das Ergebnis!


    Bzgl. Ausholbewegung: Mir hat ein sehr guter österreichischer Dartspieler, als wir über den Wurf diskutiert haben, folgendes Bild gesagt, und das finde ich sehr gut: "Ein Gewehr (langer lauf = lange Ausholbewegung) trifft besser als eine Pistole (kurzer Lauf = kurze Ausholbewegung)". Das wäre ein hilfreiches Bild.



    Und was Darren Webster angeht (ich habe jetzt seinen Wurf nicht so im Kopf), aber ja das könnte durchaus seine Hilfe sein - Für mich wär das aber nichts - hab es mal kurz probiert.

  • Frauen von Welt spielen Dart
  • Bei deinem Vergleich mit dem Gewehr kommt mir eine Idee, die ich gestern schon beim Schreiben des gestrigen Beitrags hatte, aber dann doch verworfen hatte. Jetzt kann es kein Zufall mehr sein...


    Beim Schießen spielt die Atmung eine große Rolle, soweit ich weiss ist der Körper am ruhigsten wenn man die Luft kurz anhält.


    So wäre es für mich ein einfaches Bild, wenn ich bei der Ausholbewegung vorstelle den Dart anzusaugen um dann beim Wurf die Luft anzuhalten.
    Oder wäre das zu spät, sprich ein Luft anhalten schon während der Ausholbewegung ratsam?

    Das maximale Volumen subterraner Agrarprodukte steht in reziproker Relation zur intellektuellen Kapazität ihrer Produzenten.

  • Ausatmen während der Wurfbewegung gilt meines Wissens als die allgem. Empfehlung. Ob nun zwischen den einzelnen Würfen auch geatmet werden sollte,
    wäre auch mal interessant. Wobei ein Michael Smith angesichts seines schnellen Wurfstiles sicherlich nicht nach jedem Dart am Ein- und Ausatmen ist.
    Bei Justin Pipe eher... ^^



    Interessant finde ich auch Folgendes: die einzelnen Druckpunkte (Intensität) der Finger auf das Barrel beim Abwurf - wenn wir schon ins Details gehen.


    Meines bescheidenen Wissens nach gilt die allgemeine Meinung, das im Wesentlichen Daumen in Kombination mit dem Zeigefinger für die Beschleunigung verantwortlich sind
    und dieser sich (so habe ich es zumindest am Anfang meines "Dartlebens" gesagt bekommen) im Bereich des Schwerpunktes platziert sein sollte.
    Dazu kommt noch der individuelle unterschiedliche Faktor "es sollte sich angenehm und locker anfühlen" den Dart zu halten.


    Ob bei Steve Beaton (schiebt eher den Dart = hält das Barrel hinter dem Schwerpunkt) Gary Anderson (zieht den Dart = hält das Barrel vor dem
    Schwerpunkt).Es gibt auch hier sehr individuell erfolgreiche Varianten.


    Anm.: Minimaler seitlicher Druck während des Abwurfes von anderen Fingern die das Barrel umfassen, haben bekanntermaßen extreme Auswirkungen.
    Das sind genau die Feinheiten, die auch wiederum sehr individuell sind. Gerade in Drucksituationen bewegen sich einzelne Finger minimal - der Dart wird "verrissen"...


    Diese Feinheiten (wie wird der Dart mit Daumen und Fingern genau beschleunigt) sind auch bei Superzeitlupe bei den Wurfbewegungsvideos der Profis kaum zu erkennen.


    Welche Variante wäre nach euren Erfahrungen zumindest mal theoretisch am besten? oder ist dies aufgrund der unterschiedlichen Anatomie
    eines jeden Spielers kaum / schwierig zu beantworten?

    Einmal editiert, zuletzt von Steffen () aus folgendem Grund: Korrektur und Ergänzung

  • handsomeone: Das Bild mit dem Ansaugen des Darts gefällt mir gut. Rein vom Gefühl würde ich das Werfen mit dem Ausatmen kombinieren, aber die Gefahr besteht, sich wieder Gedanken über innere Vorgänge zu machen. Und gerade die Konzentration auf das Atmen ist nicht unproblematisch. Aber ein Versuch ist es sicher wert.


    Steffen: Ich denke, dass genau das Problem ist: Individuelles Wurftempo lässt sich schwer mit Atemvorgaben vereinen.
    Zu Deinen Überlegungen der Griffart: Ich habe die Hand bei meiner Untersuchung ausgespart: Einerseits aus bewusster Überlegung, da ich von vornherein als sehr individuell eingeschätzte Aspekte ausgeschlossen habe. Andererseits aufgrund fehlender Messtechnik. Mein EMGGerät ist nicht für so kleine Muskel, wie die Handmuskulatur geeignet. Es gibt eine Studie von Walsh (2011), bei der ein Freizeitspieler und eine PDC Profi (keine Angaben zur Person - aber Top 100 wenn ich mich recht erinnere) mittels Messtechnik (Kraftmessplatte, Beschleunigungsmesser und EMG Sensoren) getestet wurden. Dabei wurde der kurze Daumenmuskel mittels EMG (elektromyographie) in seiner Muskelarbeit aufgezeichnet. Speziell der ermüdete Muskel hatte einen enormen Anteil am seitlichen "Verreißen" des Pfeiles. Nach der Überlegung wäre bei einer möglichst geraden Wurfbewegung des Armes ein druckfreies Öffnen der Hand wünschenswert. Also kein Drücken des Daumens oder der Finger. Das ist wirklich nur sehr theoretisch, und die Frage nach der Steuerung des Handöffnens ist sicher sehr kritisch zu betrachten.

  • Noch einmal ne Frage, die sich mir aufdrängt nachdem ich ne interessante Diskussion im dartsnutz-forum verfolgt habe:


    Gibt es messbare Unterschiede in der Wurfgeschwindigkeit + v.a. Beschleunigung bei Spielern, die die Bewegung nach dem Ausholen kurz pausieren (bspw. Gary Anderson) und eine Relation zur Genauigkeit?


    Irgendwo habe ich mal gelesen, dass (rein theoretisch) eine flüssige Bewegung ohne Abstoppen bessere Ergebnisse bringen sollte.

  • Beim Dartwurf ist mir keine vergleichende Untersuchung bzgl. des flüssigen Übergangs von Aushol- zur Wurfbewegung bekannt. Nachdem aber nicht die Geschwindigkeitsmaximierung (wie z.B. beim Speer- oder Handballwurf) im Vordergrund steht, denke ich ist das zu vernachlässigen. Grundsätzlich ist aber eine flüssige Bewegung unabhängig von der Geschwindigkeit anzustreben, da sie einfacher und somit Fehler unanfälliger wird. Ein Stopp in der Ausholbewegung und dann eine flüssige Wurfbewegung können durchaus erfolgsversprechend sein.
    Ich werde einmal die Wurfvideos, die ich habe ansehen. Vielleicht kommt bei den 70 Spielervideos ja was raus in der Richtung.

  • Rock your Dart!

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