Andersfeindlichkeit im Darts

  • mocky
    Ersterem (zur Frauenquotengeschichte) stimme ich zu. Letzterem eher weniger, um auch mal meinen Senf zu diesem Bohlen-Ding dazuzugeben:
    Das Mädchen hat ja nun einen klassischen Thai-Tanz aufgeführt, dementsprechend war die Verbindung zu einem anderen Land und einer anderen Kultur ja durchaus gegeben. Das + das Aussehen des Mädchens berechtigt für mich prinzipiell die Nachfrage "Wo kommst du denn her?", ohne direkt rassistisch zu sein. Unsensibel ist es allemal von Bohlen, darauf immer weiter rumzuhacken obwohl das Mädchen definitiv überfordert ist. Die Antwort "aus Herne" hätte hundert mal ausgereicht. Das ist dann einfach schade, wenn man so darauf rumhacken muss.. das Mädchen ist 5, viele Kinder verstehen da noch nicht einmal dass sie "deutsche" sind, sie haben gerade mal das Konzept von Heimatort verstanden.


    Der wirklich dumme Teil ist, dass er ja spezifisch nach den Philippinen fragt, obwohl das Mädchen thailändische Wurzeln (Großeltern) hat. Das ist dann schlicht albern, weil der Rechercheaufwand dafür praktisch gleich null ist. Dass die südasiatischen Länder da austauschbar sind zeigt zumindest eine gewisse Indifferenz gegenüber den verschiedenen Kulturen, aber da würde ich Herrn Bohlen einfach eine generell ignorante Grundhaltung unterstellen als spezifisch Rassismus.
    Generell hätte ich den Dieter jetzt eher zur Sexismusdebatte als Negativbeispiel hinzugezogen ;)

    "You have not seen such an incredible journey from such a little man since Lord of the Rings!"

  • Umfrage quer nutzen!

  • Dieter Bohlen ist aber der Letzte, der sowas aus rassistischen Gründen macht. Der ist der Typ, der vielleicht acht bis zwölf Worte in anderen Sprachen kennt, einen fremd aussehenden Menschen gern in dessen Muttersprache begrüßen würde und um sich nicht zu blamieren, lieber genauer nachfragt.

  • Eben! Wenn man sieht welchen teilweise Migrationshintergrund seine Frauen (Verona = 1/2-Bolivien, Naddel = Sudan, Estefania = Paraguay, Fatima Carina Walz = 1/2-Libyen, um nur die bekanntesten zu nennen) haben, muss ja doch wohl jedem, auch Mocky, klar sein dass der Vorwurf Rassismus bei ihm vollkommen hirnrissig ist.

  • Vielleicht ist diese Frage.....wo kommst du denn eigentlich her.....auch schlicht und einfach Interesse oder Neugierde.


    Was soll da schlimm sein...ich frag auch den Pizzeriabesitzer, ob er aus Nord-oder Süditalien kommt......meistens ist er dann aus Syrien oder vom Balkan....aber das nimmt mir doch keiner krumm, schlimmstenfalls sagt er aus Gelsenkirchen....


    Da dann sofort wieder mit dem Begriff Rassismus zu kommen, finde ich lachhaft.

  • Deswegen ist es für mich völlig berechtigt, kleine Eintrittsanreize für Frauen zu schaffen, eben um es selbstverständlicher zu machen, dass Darts auch von Frauen gespielt wird

    Der zweifelsohne guten Absicht, die ich hier herauslese, kann ich auf jeden Fall zustimmen. Wirklich kompliziert wird es aber, wenn man das (tu ich jetzt mal :rolleyes: ) verkopft und lange durchdenkt...selber hast Du schon einen wichtigen Punkt genannt:

    Die Frauenquote in Spitzenpositionen bekommt ja auch von Frauen durchaus Kritik, weil sie eben keine Quotenfrau sein, sondern aufgrund ihrer Fähigkeiten eingestellt werden wollen.

    Mal dahingestellt, ob der geringe Frauenanteil beim Darts daher rührt, dass Darts primär in einer "Männerkultur" (Kneipe/Pub) stattfindet, die auch heute noch (das hat auch Elisabeth Selbert seit 70 Jahren nicht völlig umdrehen können ;) ) für "viele" Frauen eine NoGo-Area darstellt, insbesondere wenn sie alleine dort hingehen - einfach weil sie keinen Bock haben, sich platt anmachen/anquatschen zu lassen, oder ob es einfach daran liegt, dass Frauen bei weitem nicht den Drang wie Männer haben, sich in Wettkämpfen messen und beweisen zu müssen (upps..Voruteile?) - ich glaube, letztlich sind wir uns einig darin, dass sich hier einfach eine gesellschaftliche Grundstimmung verändern muss.
    Ab der Stelle spielt es auch keine Rolle mehr, ob wir uns auf Frauen, Schwule, Ausländer oder was auch immer beziehen. Erst wenn in einer konkreten Diskriminierungs-Situation, im Alltag, acht von zehn Leuten unabgesprochen aufstehen und sich genau gegen diese Diskriminierung aussprechen, werden die verbleibenden Hohlköpfe verstehen, dass ihr überholtes Weltbild ausgedient hat und nicht mehr willkommen ist.


    Ich denke nicht, dass wir sowas mit "kleinen Eintrittsanreizen" schaffen - zumal dann die besagten Hohlköpfe am Ende immer sagen könnten, dass der/die XY ja bevorzugt wurde und nur deshalb dazu gekommen ist.


    Meiner Meinung nach funktionieren insbesondere zwei Verhaltensweisen sehr effektiv:
    1.) die "Betroffenen" müssen einfach die Courage haben, sich in die Situation zu begeben und möglichst selbstbewusst darin zu bestehen (Zitat: "ich bin schwul, und das ist gut so" - wer kann da noch was gegen sagen? Wer würde sich das noch trauen?).
    2.) die "Situationen" (Vereine, Verbände, Institutionen etc.) müssen offensiv dafür werben, dass <Diskriminierte> willkommen sind. Damit helfen sie, die Hemmschwelle für den ersten Schritt zu senken.


    Verglichen mit der Situation in Deutschland zur Zeit meiner Geburt (1962) hat sich schon so unglaublich viel verbessert, und ich bin glücklich, diesen Wandel (immer noch) miterleben zu dürfen. Aber wir reden von der Überwindung

    Zitat

    jahrtausendlanger

    Traditionen/Sitten/Gewohnheiten. Zeit und Geduld können nicht ersetzt werden, allenfalls beeinflusst. Und Du, Noumard, hast vermutlich schon das möglichste getan, was ein "Durchschnittsbürger" tun kann: Du hast es thematisiert. Und zwar dort, wo solche Themen nicht zur selbstverständlichen Leküre gehören. Wie ich finde: mit großem Erfolg...lese ich die ganzen Kommentare hier, erkenne ich auch sofort die Kandidaten für die "Hohlkopfschublade" - aber ich stelle auch mit einem sehr friedlichen Gefühl fest, dass es nur wenige sind.


    Alle anderen, und Du und ich auch, mögen durch diesen Thread ermuntert sein, sich bei der nächsten erlebten Alltagsdiskriminierung vielleicht einen Ticken lauter als bisher zu melden.


    Viel mehr - fürchte ich - kann man kaum machen, wenn es denn nachhaltig sein soll.


    Die friedliche Revolution in der DDR war für mich immer ein Beweis, dass alles seine Zeit hat und dass diese gekommen sein muss, damit etwas im Großen und Ganzen passiert, das sich vorher sicherlich schon viele Einzelne gewünscht hätten. Wie Teenager, die auch gerne mit dem Kopf durch die Wand die Welt verändern wollen (möge sich das nie ändern!!! :thumbsup: ) - aber erst wenn eine "kritische Masse" erreicht ist (ohne zentrale Absprache; unabhängig in jedem einzelnen Kopf), ist die Veränderung nicht mehr aufzuhalten.

  • Vielleicht ist diese Frage.....wo kommst du denn eigentlich her.....auch schlicht und einfach Interesse oder Neugierde.


    Was soll da schlimm sein...ich frag auch den Pizzeriabesitzer, ob er aus Nord-oder Süditalien kommt......meistens ist er dann aus Syrien oder vom Balkan....aber das nimmt mir doch keiner krumm, schlimmstenfalls sagt er aus Gelsenkirchen....

    Gefällt mir. High Five! (oh...das ist wieder son typischer Männer/Machokram :) )


    In erster Linie fällt mir bei "Bohlen" ein, dass er für einen Sender auftritt (ja - bewusst so formuliert), der einen ganz anderen Auftrag hat als "ausgeglichene" Unterhaltung oder Berichterstattung. Könnte mir schon vorstellen, dass der Privatmensch Bohlen nicht mit dieser Rolle deckungsgleich ist...


    Ich finde, Fritz hat das mit der Aufzählung der Frauen schön untermauert. Nein...rassistisch ist der Bohlen nicht...der hat nur einfach keinen Respekt vor Frauen ;)


  • Die friedliche Revolution in der DDR war für mich immer ein Beweis, dass alles seine Zeit hat und dass diese gekommen sein muss, damit etwas im Großen und Ganzen passiert, das sich vorher sicherlich schon viele Einzelne gewünscht hätten. Wie Teenager, die auch gerne mit dem Kopf durch die Wand die Welt verändern wollen (möge sich das nie ändern!!! :thumbsup: ) - aber erst wenn eine "kritische Masse" erreicht ist (ohne zentrale Absprache; unabhängig in jedem einzelnen Kopf), ist die Veränderung nicht mehr aufzuhalten.


    Glaubst du, dass mit dem Mob, der heutzutage auf die Straße geht, egal welcher Gesinnung, eine solch "friedliche Revolution" nochmal möglich wäre. Ich glaube es nicht, wie am vergangenem WE erst wieder gesehen.

  • Ja - brilliant beobachtet und beschrieben, stimme völlig zu...
    Doch: jetzt kommt noch dieser zweite Gedanke...das einfache Volk/Milieu...warum fällt mir gerade jetzt ein, dass IMMER ALLE Kommunikationsprobleme durch Pauschalisierungen entstehen? :cool:


    Wie gesagt...Mienenfeld. Ich glaube aber, dass Du durchaus weißt, dass es auch "gute, einfache Menschen" gibt, die kaum/keine Vorurteile haben. Ich habe da z.B. in Bayern Erfahrungen gemacht, die mich wirklich zum Umdenken gezwungen haben. Vorher hatte ich so ein Bild im Kopf, wie es Gerhard Polt gerne in seinen Rollen befördert...heute weiß ich, dass ich nichts von >den< Bayern wusste.

    Ich glaube der Fehler ist es das Verhalten direkt als gut bzw. schlecht einzuordnen. Im Endeffekt hat jeder Mensch gegenüber irgendwen/irgendwas Vorurteile. Dies finde ich perse erstmal nicht schlimm. Es führt dazu, dass wir unterschiedlicher Meinung sind, diskutieren können und womöglich uns anders kleiden etc. Sprich ein Vorurteil gegenüber irgendwen/irgendwas zu haben führt am Ende auch zu unserer Individualisierung als Individuum. Problematisch wird es erst, wenn ein Vorurteil z. B. zu einem zentralen politischen/gesellschaftlichen Ansatz wird.

  • Vielleicht ist diese Frage.....wo kommst du denn eigentlich her.....auch schlicht und einfach Interesse oder Neugierde.


    Was soll da schlimm sein...ich frag auch den Pizzeriabesitzer, ob er aus Nord-oder Süditalien kommt......meistens ist er dann aus Syrien oder vom Balkan....aber das nimmt mir doch keiner krumm, schlimmstenfalls sagt er aus Gelsenkirchen....


    Da dann sofort wieder mit dem Begriff Rassismus zu kommen, finde ich lachhaft.


    Ich zitiere einfach mal dich, aber die Antwort geht natürlich an alle. Nichts ist verwerflich daran, jemanden nach seinen Wurzeln zu fragen. Aber wenn ich jemanden nicht-Weißen frage, "Wo kommst du her?" Und die Antwort ist Heidelberg, und ich frage, "Ne, also wo du ursprünglich herkommst?" und die Antwort ist "Äh, hab ich doch gesagt, Heidelberg" und ich frage noch 10 Mal nach, "Wo du EIGENTLICH herkommst meine ich", dann hat das nichts mehr mit Interesse zu tun, sondern zeigt einfach, du bist nicht weiß, du kannst kein Deutscher sein. Punkt. (Ich habe diese mysteriöse Bohlen-Geschichte nicht gesehen, aber es scheint sich ja so in etwa zugetragen zu haben.)


    Ich weiß nicht, ob Bohlen ein Rassist ist, ist mir auch egal, aber das Argument, er habe ja ausländische Frauen gehabt, finde ich sehr geil. Wie bei den Nazis, die sagen, ich kann gar nicht rechts sein, ich gehe ja voll gerne Döner essen. :thumbsup:

  • Es gibt ja durchaus auch Sportarten in denen Frauen die Mehrzahl der Teilnehmer stellen. Reitsport oder rhytmische Sportgymnastik zum Beispiel. Welche Anreize würden denn eurer Meinung dazu führen, dass ihr diese Sportarten ausübt oder ausprobiert ?


    Vielleicht spielen Frauen auch insgesamt weniger Darts, da sie höhere Ansprüche an das Ambiente stellen. Vielleicht mögen sie einfach Licht oder gar frische Luft. Oder erwarten von einem Sport, dass er die körperliche Fitness verbessert.

  • Vielleicht spielen Frauen auch insgesamt weniger Darts, da sie höhere Ansprüche an das Ambiente stellen. Vielleicht mögen sie einfach Licht oder gar frische Luft. Oder erwarten von einem Sport, dass er die körperliche Fitness verbessert.


    Im Zuge der eingeprügelten Gleichberechtigung haben Frauen an diesen Dingen ebenfalls Gefallen dran zu finden. Wo kommen wir denn hin, wenn menstruierende Menschen für sich Sonderwege raussuchen. Das geht nun wirklich nicht. Zumindest nicht, wenn man den Oberschlauen hier folgt

  • Jeder Mann kann sich doch auch über den regulären Weg der Ranglisten qualifizieren. Mit diesem Argument kannst du alle 32 Qualifier streichen.


    Naja, aber jede Dame kann sich aber eben auch ganz normal über den regionalen Weg qualifizieren.
    Also ich finde es auch ganz gut, dass es Frauen-Qualifier gibt, man sieht ja was daraus bei der WM entstehen kann. Für die PDC absolut verständlich, dass man daran festhält. Auch wenn einigen Leuten der Hype auf die Nerven ging.

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  • Naja, aber jede Dame kann sich aber eben auch ganz normal über den regionalen Weg qualifizieren.


    Ja, aber das geht am eigentlichen Punkt vorbei. Wenn es Qualifikationsplätze für verschiedenste Nationen gibt, dann geschieht das aus Repräsentationsgründen (was für die PDC natürlich auch Marketingvorteile bedingt). Und genau diese Repräsentation gilt auch für Frauenqualifier. Prinzipiell könnten sie natürlich auch die regionalen Qualifier gewinnen, wie damals die Chinesin für den World Cup. Aber die Idee ist ja, die Teilnahme bestimmter Repräsentationsgruppen zu sichern.
    Ich betrachte das konstruktivistisch (oh-oh, schon wieder so ein Ausdruck direkt aus dem Elfenbeinturm...). Im Prinzip bedeutet das, dass die Welt nicht einfach nur ist wie sie ist, sondern wir uns die Realität konstruieren. Dass beim Sport in der Regel Sportler ihr Land repräsentieren, ist ja nicht einfach aus Spaß so, sondern weil sich über Ewigkeiten menschlicher Geschichte die eigene Nation als größter gemeinsamer Nenner für Identifikation herausgebildet hat. Wenn mit "Geschlecht" ein anderer Identifikationsfaktor an Bedeutung gewinnt, ist es für mich auch ok, diesen zu repräsentieren. Nichtsdestotrotz treten gerade beim Darts die Spieler ja weder direkt für ihr Land noch für ihr Geschlecht an und es geht auch immernoch nur um zwei feste Plätze...es ist also kein Gleichstelllungsskandal o.ä., was auch immer das sein mag.
    Und bevor es heißt: "Dann könnte man ja JEDE Identifikationsgruppe sich einzeln qualifizieren lassen, warum nicht ein Qualifier für rothaarige?" - Nein. Es geht darum, dass die jeweilige Gruppe auch einen gesellschaftlichen Stellenwert genießt, der eine solche Maßnahme rechtfertigt. Das sind diese Nuancen, die oft verloren gehen und auch unbefriedigend sind, weil sie keine klare Trennlinie à la "Man qualifiziert sich nach Nationalität und basta!" bieten. Wären Rothaarige aus irgendwelchen Gründen eine Gruppe, die politisch, sozial und wirtschaftlich als extrem relevant angesehen werden, aber chronisch unterrepräsentiert wären, könnte man darüber natürlich wieder reden.


    PS: Kevin, ich hab deinen Kommentar jetzt nur als Aufhänger genommen, dass du 99% der Sachen gegen die ich argumentiere weder gesagt noch gedacht hast ist mir auch klar :)

    "You have not seen such an incredible journey from such a little man since Lord of the Rings!"

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