Wie schätze ich die Entwicklung der deutschen Spieler ein:
Gabriel Clemens: Scheint derzeit ein wenig im no man's land gefangen. Er zeigt zu wenig um in die Top 16 vorzustoßen, gleichzeitig aber genug um in den Top 32 zu bleiben. Angesichts dessen, dass bei der WM ein dicker Batzen Preisgeld wegfällt, kämpft er derzeit für mich eher darum die Top 32 zu halten (Platz 28 im Tourcardrace). Das zeigt sich auch im European Tour Race, wo er Stand jetzt in den kommenden ET-Turnieren in die harte Quali müsste. Er braucht dringend mal wieder ein paar gute Ergebnisse auf der ProTour. Von hinten drücken Spieler wie Littler, Gary Anderson oder Van Veen. Über ihm in der Weltrangliste sehe ich Gilding langsam wieder die Ränge runterpurzeln, ansonsten scheint da der Weg ziemlich versperrt. Hält er sich die nächsten Jahre in den Top 32 und sammelt auch mal irgendwo einen Titel ein, dann wäre das aus meiner Sicht eine klasse Leistung.
Martin Schindler: Bei ihm sehe ich die Situation etwas positiver als bei Gaga, weil ich bei ihm ständige Entwicklungsschritte sehe. Zwar hat er es gerade gegen Littler nicht durchziehen können, aber gerade auf den großen Bühnen wird er immer konstanter. Seit seinem kurzzeitigen Tourcardverlust geht es für mich bei ihm in die richtige Richtung. Nichtsdestotrotz gilt ein wenig was für Gaga gilt: Der Weg weiter nach oben in der Rangliste scheint hart, die Top 16 sind schon nochmal ein anderes Level. Auf der jetzigen Position etablieren wird hart genug.
Ricardo Pietreczko: Senkrechtstarter der letzten Saison mit seinem ET-Sieg. Der sichert ihm dieses Jahr quasi alle ET-Teilnahmen, was sich ranglistentechnisch positiv auswirken sollte. Im Tourcardrace auf Rang 30, von demher scheint der nächste Step offensichtlich zu sein. Es muss das Ziel sein nach der Saison in den Top 32 zu stehen. Danach wird die Luft wie bei den beiden o.g. aber natürlich sehr dünn. Die ersten Auftritte in der neuen Saison waren auf mich noch nicht vollends überzeugend, ich sehe aber noch absolut keinen Grund zur Sorge.
Florian Hempel: Letztes Jahr Tourcarderhalt auf dem allerletzten Drücker mit WM-Qualifier und Siegen bei der WM. Die ersten Wochen der neuen Saison machen auf jeden Fall einen besseren Eindruck als letztes Jahr. Wenn er das Niveau halbwegs hält, sollte ihm der Tourcarderhalt sicher sein. Derzeit hat er im Tourcardrace 22k Vorsprung. Das ist eine sehr gute Basis um erstmals die Tourcard etwas entspannter zu halten, ohne bei der WM auftrumpfen zu müssen. Das muss dann auch sein Ziel sein dieses Jahr.
Daniel Klose: Im zweiten Tourcardjahr, damit ist eigentlich schon alles gesagt. Es kann für ihn nur darum gehen irgendwie die Tourcard zu halten. Im Tourcardrace liegt er derzeit auf Rang 69, 3k hinter Platz 64 bzw. 65 (wenn man Steve Beaton rausrechnet). Ich finde, dass er sich bis heute besser auf der Tour schlägt als man das nach der Q-School hätte erwarten dürfen. Dass er so nah am Tourcarderhalt ist, ist ein gutes Zeichen. Wenn er sich dieses Jahr weiterhin so gut entwickelt und auch mal irgendwo etwas weiter vorstößt, dann kann es reichen. Der Erhalt der Tourcard wäre meines Erachtens ein großer Erfolg.
Pascal Rupprecht: Schwierige Personalie. Ich sehe bei ihm durchaus das spielerische Niveau um die Tourcard zu halten, letztendlich sind das aber zu viele ausgelassene Turniere bei ihm. Das hat ihm letztes Jahr vielleicht schon eine Major-Teilnahme gekostet, nun liefen die ET-Qualis auch wieder ohne ihn ab und zudem ist da noch die doppelt bitter verpasste WM-Quali im letzten Jahr. All das fällt ins Gewicht und ich habe nicht den Eindruck, dass er den Rest des Jahres nun alle Turniere mitnehmen wird. Letztlich wäre er für mich von seinem bisher gezeigten Niveau genau so ein Spieler, der am Ende zwischen Rang 60 und 70 im Tourcardrace landet. So jemand muss dann alle Turniere mitnehmen, andernfalls reicht es einfach nicht. Jetzt schon 11,75k Rückstand im Tourcardrace, keine Quali für ET 1-4. Ich sehe da schwarz, außer er macht den Hempel in Richtung WM. Die Superleague-Erweiterung auf die Schweiz und Österreich dürfte ihm das Leben aber auch nicht gerade erleichtern.
Lukas Wenig, Paul Krohne und Tim Wolters: Hier ist es jeweils zu früh für Einschätzungen. Der erste Eindruck bei allen dreien war positiv, das sagt aber noch wenig aus. Wenig immerhin direkt mit zwei ET-Qualis, Krohne zeigt sich als "Darts-Neuling" unbekümmert ob der großen Namen und Bühnen und Wolters musste leider die ersten PC-Events und ET-Qualis auslassen, was schon ein klein wenig schmerzt. Sein erster Auftritt bei den UK Open machte aber Lust auf mehr. Schade, dass er nicht noch den Decider gepackt hat.